Cultures and Disasters II: Exploring the Links between Disasters and Culture(s): Preparedness, Response, Policies. Interdisciplinary Conference. Erlangen, Germany. 11.07.–12.07.2013
Conference Organisers: Greg Bankoff (University of Hull), Terry Cannon (IDS, University of Sussex), Fred Krüger (FAU Erlangen-Nürnberg), Benedikt Orlowski (FAU Erlangen-Nürnberg), Lisa Schipper (SEI-US, Davis CA)
In recent years, Disaster Risk Reduction (DRR) has gained a lot from an approach that sees hazards, vulnerability, and resilience as social constructions. The shift to giving greater priority to the social and, as such, cultural embeddedness of risk has led to a widespread acceptance of the need to focus more on people’s perceptions, interpretations, negotiations, experiences, and creative adaptations when it comes to analysing or intervening in disasters. In short, there is now a greater appreciation of linkages between disaster(s) and culture(s) as important elements in the social dynamics of disaster-related preparedness (including mitigation) and response.
On the other hand, knowledge of how perceptions of and attitudes to disaster and risk are embedded in societies as day-to-day social practices (and how risk-related discourses are shaped) is still neglected. A preceding transdisciplinary workshop at the ZiF (Bielefeld University) in July 2011 on Cultures and Disasters came to the conclusion that culture, of course, cannot be interpreted as a given set of social factors but as a constantly changing and shifting configuration of actors, social practices and arrangements. Cultures are lived and lived-in at the same time, and culture is ‘messy’ and thus adds to the ‘messiness’ of disasters and DRR. Participants of the Bielefeld workshop found that the links between disasters, risk and culture(s) need to be explored further, with ‘preparedness’ to and mitigation of disasters as a core topic. It also became obvious that despite the widely acknowledged significance of the cultural dimension, it is still largely ignored in intervention or response measures, and there is a considerable lack of ‘cultural awareness’ in the design of DRR policies (which, in turn, are themselves products of social practices and cultural framings).
What we intend to discuss in Erlangen is
a) In what ways does culture / do cultures matter in view of disaster preparedness and response?
b) How to overcome the neglect of ‘culture’ in DRR?
c) Which methodologies and conceptual frameworks do justice to the significance of culture(s)?
d) How to transform culture(s) into policies and practices of intervention?
We are inviting up to 30 leading scholars and practitioners from Europe and further afield to discuss these questions in a two-day conference to be held at the University of Erlangen-Nuernberg, Germany.
Keynote lectures (open to the public):
Thu 11 July, Orangerie Schlossgarten
9.15 a.m.
Kenneth Hewitt, Wilfrid Laurier University, Canada
From hazards to ‘the security-industrial complex’:
civil defense and enterprise in modern disaster culture
11.15 a.m.
Elísio Macamo, Centre for African Studies, Switzerland
Translating culture: everyday life, disaster and policy making
Fri 12 July, Hörsaal C Kochstraße 4
9.00 a.m.
Terry Cannon, Institute of Development Studies, UK
Disasters, climate change and the significance of ‘culture’
Cultures & Disasters II: Exploring the Links between Disasters and Culture(s): Preparedness, Response, Policies. Interdisziplinäre Konferenz. Erlangen, Germany. 11.07.–12.07.2013
11.07.–12.07.2013, Institut für Geographie, FAU Erlangen-Nürnberg
Konferenz-Organisatoren: Fred Krüger (FAU Erlangen-Nürnberg) und Benedikt Orlowski (FAU Erlangen-Nürnberg), gemeinsam mit Greg Bankoff (University of Hull, UK), Terry Cannon (IDS, University of Sussex, UK),Lisa Schipper (SEI-US, Davis CA, USA)
Theorien und Praktiken der Katastrophenvorsorge, der Katastrophenhilfe und auch der Katastrophenpolitik treffen in der Realität immer wieder auf Situationen und Handlungsweisen, die im (scheinbaren) Widersinn zu den intendierten Zielen des Katastrophenmanagements stehen:
Warum kehren Flut- oder Erdbebenbetroffene früh in Gefahrengebiete zurück oder weigern sich, trotz „offensichtlicher“ Gefahr für Leib und Leben ihre Häuser zu evakuieren? Warum „funktionieren“ internationale Maßnahmen zur Katastrophenvorsorge vor Ort nicht oder stoßen auf Unverständnis oder gar Ablehnung bei den Betroffenen? Warum wird beispielsweise die internationale Intervention und Katastrophenhilfe zur Erdbebenkatastrophe von Haiti inzwischen als „tödliche Hilfe“ kritisiert?
Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob die Hilfe oder Prävention vor Ort stattfindet, z.B. bei den Flutopfern der diesjährigen Flutkatastrophe – oder bei Überflutungen im „fernen“ Mosambik. Bruchstellen solcher Art zu verstehen – ohne die ihnen zugrundeliegenden Handlungsweisen als irrational oder gar fatalistisch abzutun – kann nur gelingen, wenn man beachtet, dass Risiko-bezogene Handlungen von Gesellschaften immer in Kultur(en) eingebettet sind. Die Erfahrungen des internationalen Katastrophenmanagements forderten den Sinneswandel, künftig verstärkt kulturelle Aspekte in den Fokus zu rücken, heraus: trotz größter (oftmals technokratischer) Anstrengungen hinterlassen die Katastrophenvorbeugung und -reaktion der letzten Dekaden ein kritisches Bild.
Das Institut für Geographie in Erlangen (Prof. Dr. Fred Krüger) hat in Kooperation mit Vertretern anderer internationaler Forschungseinrichtungen rund 40 führende Vertreter aus Wissenschaft und Praxis aus Europa und anderen Teilen der Welt eingeladen, um diese Thematik in einer zweitägigen Konferenz zu diskutieren.
Es werden drei öffentliche Keynote-Vorträge gehalten, zu der alle interessierten Personen herzlich eingeladen sind: Kenneth Hewitt (Wilfrid Laurier Universität, Kanada) wird die Tagung am 11. Juli um 9:15 Uhr in der Orangerie mit dem Vortragstitel: „From hazards to ‘the security-industrial complex’: civil defense and enterprise in mordern disaster culture“ einleiten. Im Anschluss folgt Elísio Macamo (Centre for African Studies, Schweiz) mit „Translating culture: everyday life, disaster and policy making“. Die dritte Keynote findet am Folgetag um 9:00 Uhr im Hörsaal C des Instituts für Geographie statt. Terry Cannon (Institute of Development Studies, Großbritannien) spricht über „Disasters, climate change and the significance of ‘culture’“.
Aber welche Rolle spielt „Kultur“ im Zusammenhang mit Katastrophen bzw. mit Disaster Risk Management und Disaster Risk Reduktion (DRM/DRR) genau? Forschung zu DRM und DRR zielt darauf ab, Vulnerabilitäten (gesellschaftliche Anfälligkeiten für Katastrophen) zu erklären, indem sie die komplexen Verbindungen zwischen Umwelt, Gefahren und menschlichen Handlungsweisen offenzulegen sucht. Daraus sollen schließlich Handlungsempfehlungen für Vorsorge und Intervention abgeleitet werden. Wichtig dabei: es sind meist nicht die (natürlichen) Katastrophenereignisse, sondern es ist der „Unsicherheitsfaktor“ Mensch, den es zu verstehen gilt.
Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen ist die verstärkte und bewusste Hinwendung zum Sozialen und somit dem kulturellen Eingebettetsein von Risiko entscheidend. Der Fokus von Forschung, Vorbeugung, Intervention und Nachsorge muss zunehmend auf menschliche Wahrnehmungen, Interpretationen, Erfahrungen und Kreativität gelegt werden. Kurz gesagt, den Verbindungen zwischen Katastrophe(n) und Kultur(en) werden nun als wichtige Elemente der sozialen Dynamik im Zusammenhang mit allen Phasen des Katastrophenmanagements (welche im umgekehrten Sinne selbst Produkte von sozialen Praktiken und kulturellen Rahmungen sind) höchste Bedeutsamkeit zugemessen. „Kultur“ ist jedoch nicht unstrittig, denn sie ist nicht als ein fixes Set sozialer Faktoren zu betrachten, sondern als konstant veränderliche und bewegliche Konfiguration von Akteuren, sozialen Praktiken und Arrangements. Kulturen sind lebendig und gelebt im selben Augenblick – Kultur ist „chaotisch“ und trägt somit zum Chaos von Katastrophen und DRR bei.
Bisher wird den Praktiken des Katastrophenmanagements von Seiten der Forschung (aber auch in Selbstkritik der Hilfsorganisationen) ein bemerkenswerter Mangel „kulturellen Bewusstseins“ in der Gestaltung von DRR-Strategien und -Politiken attestiert. Hier setzt die Erlanger Konferenz an und thematisiert in einem transdisziplinären Workshop mit Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Praxis – wegweisend für die Forschung und die Kastastrophenhilfe – folgende Fragen:
a) Welche Bedeutung kommt Kultur(en) in der Katastrophenvorsorge und -bewältigung zu?
b) Wie kann die Vernachlässigung von Kultur(en) in Disaster Risk Reduction (DRR) überwunden werden?
c) Welche Methodologien und Konzepte werden der Bedeutsamkeit von Kultur(en) für Katastrophen und ihre Bewältigung gerecht?
d) Wie können Kultur(en) in Politiken und Praktiken der Intervention übersetzt werden?